Ein grandioses Preisträgerkonzert beendet den 60. Internationalen Instrumentalwettbewerb Markneukirchen

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Ein Berg ist erstiegen!

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Mitglieder der Jurys, Ehrengäste, die Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach und natürlich zahlreiche Zuhörer feierten mit einem bemerkenswerten Konzert den Abschluss des 60. Internationalen Instrumentalwettbewerbes.

Eröffnet wurde dieses musikalische Fest auf der vom Blumenhaus Am Roten Markt wieder wunderbar mit herrlichen Blumen geschmückten Bühne von der Drittplatzierten im Fach Violine und Gewinnerin des Max-Reger-Preises, Josephin Chung aus Australien. Sie spielte noch einmal das Pflichtstück aus der 1, Runde, Präludium und Fuge in d-Moll op.117, Nr.6 von Max Reger (1873-1916), in dem sie mit ihrer wunderbaren Tongebung, dynamischen und tiefsinnigen Gestaltung und mit ihrem großen Werkverständnis das Publikum musikalisch überzeugen konnte. Zu Recht erhielt sie für diese Interpretation den vom Max-Reger-Institut, Karlsruhe, gestifteten Sonderpreis, dotiert mit 1.000 Euro.

Moderiert wurde dieses Konzert – ebenso wie bereits die beiden Finalrunden – von Beatrice Schwartner. In ihrer charmanten, lockeren und amüsanten Art versteht sie es, solch wichtigen Events den „Bierernst“ zu nehmen. Sie übermittelte Grüße von unserem Landesvater Michael Kretschmer, der da meint: „Es ist eine ewig gültige Erfahrung, dass Üben weiterbringt, Beharrlichkeit sich auszahlt und gemeinsamer Musikgenuss durch nichts zu ersetzen ist“.

Wie zum Eröffnungskonzert ergriff der Vorsitzende des Vereins Internationaler Instrumentalwettbewerb Markneukirchen e.V., Toni Meinel, das Wort und zog ein Fazit über die Musiktage: Musik sei eine Weltsprache, die keiner Übersetzung bedarf, das habe man in den letzten acht Tagen erleben dürfen. Die anschließende Begrüßung der Ehrengäste, u.a. Barbara Klepsch, Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Andreas Heinz, Mitglied des Landtages, Prof. Julius Berger, die Professores der internationalen Jury aus acht Länder u.v.m. ist wohl ein protokollarisches Muss.

Weiter betonte der Bürgermeister, die Stadt Markneukirchen sei weltbekannt für ihre meisterhaft gefertigten Instrumente, für ihre lange Historie, „sie ist ein lebendiger Ort, an dem die Leidenschaft für die Musik spürbar ist; heute Abend erleben wir…wie sich Jahrzehnte lange Erfahrung, unermüdliches Üben und die Leidenschaft für den Klang zu einer Sinfonie verbindet“! Das Preisträgerkonzert, so Toni Meinel, sei ein krönender Abschluss eines Wettbewerbes, der nicht nur Talente entdeckt, sondern auch Grenzen überwindet und Kulturen zusammenbringt“. Er gratulierte allen Preisträgern für ihre Spitzenleistungen. Musik sei mehr als nur Schall und Rhythmus, sie ist eine universelle Sprache, die Brücken baut, Verständnis schafft und die Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten miteinander verbindet. In den letzten Tagen habe man erleben können, wie sich ganz unterschiedliche musikalische Stile und kulturelle Hintergründe vereint haben. Sein Dank ging an alle Mitwirkenden, Organisatoren und Sponsoren, die dieses Ereignis möglich gemacht haben, wie z.B. die Sponsoren der Sachpreise, die Handwerksmeister, die ihre Werkstätten weit geöffnet hatten, und an das Org.-Team Carola Schlegel, Katrin Hoyer, Josefine Grumbach und Kerstin Rubner –  „wie immer – ihr ward super!“. Der heutige Abend sei ein Fest der Talente, ein Beweis dafür, dass die Musik in Markneukirchen nicht nur Tradition, sondern auch Zukunft ist. „Lassen Sie uns anstoßen auf die Musik, auf die Tradition und Innovation, die in unserer Stadt gelebt wird!“

Nach diesen optimistischen Worten des Stadtoberhauptes kamen dann wieder die Preisträger „zu Tone“.

Brian Isaacs aus den USA, 3. Preisträger im Fach Viola, spielte den 3. Satz (Thema mit Variationen) aus der Solosonate op. 31 Nr. 4 von Paul Hindemith (1895-1963). Mit einer klaren Tonsprache, Virtuosität und großer Gestaltungsvielfalt bewältigte er dieses schwierige Werk mit Bravour und bekam verdient viel Beifall.

Mit dem Norweger Njord Kårason kam dann der Gewinner des Max-Reger-Preises im Fach Viola auf die Bühne und brachte die Suite für Viola solo op. 131d Nr. 3 in e-Moll (1. und 2. Satz) von Max Reger zu Gehör. Er bewies mit seiner Interpretation und der Vielfalt seiner Ausdrucksfähigkeit sein großes Werkverständnis.

Teofil Milenkovic (Serbien/Italien) schlüpfte dann in die Rolle des „Teufelgeigers“ Niccoló Paganini (1782-1840), indem er mit dessen Caprice op. 1 Nr. 24 für Violine solo in erstaunlicher Virtuosität und Musikalität – bravurös seine  Flageolettpassagen! – das Publikum begeisterte.

Vor der Preisverleihung waren dann noch Märchenbilder op.113 (1. Nicht schnell und 3. Rasch) von Robert Schumann (1810-1856) zu hören. Antoine Thévoz (CH), 2. Preisträger im Fach Viola, erzählte, einfühlsam begleitet von Ja Yeon Kang aus Südkorea, mit viel Musikalität zwei Märchen – das eine lyrisch, nachdenklich („Frau Holle“?), das andere sehr virtuos mit „springendem“ Bogen („Der kleine Muck“?).

Nach der IIW-Fanfare von Gerhard Paul trat Prof. Julius Berger, Präsident des IIW für Saiteninstrumente, an das Rednerpult: „Unser Jubiläumswettbewerb war ein wahres Jubelfest! ... Dieser Wettbewerb spielt zu Recht eine wichtige Rolle im Konzert der internationalen Wettbewerbe.“ Obwohl bereits der Bürgermeister allen Beteiligten herzlich gedankt hat, meinte Julius Berger augenzwinkernd, dass heute ein Tag des Dankes sei und schloss sich den Worten des Bürgermeisters an. Doch gedachte er auch derer, „die nicht mehr unter uns sind, die Wege bereitet haben: Günter Wendel, Manfred Scherzer, Kurt Masur und so viele mehr“.

Auch ihm war es ein Bedürfnis, einen besonderen Dank an Carola Schlegel zu richten, „die unseren Wettbewerb durch außergewöhnliche Kompetenz, durch tiefe Menschlichkeit und große Herzlichkeit prägt, und das in personeller Enge, in der sie Aufgaben für mindestens zwei Mitarbeiter gleichzeitig wahrgenommen hat“. Ein großer Dank ging auch an die Kollegen der Jury mit Prof. Barbara Westphal und Prof. Paul Roczek als Vorsitzende für ihre engagierte, faire und fachliche Bewertung der einzelnen Teilnehmer.

Und dann richtete sich Prof. Berger insbesondere an die jungen Musiker und erzählte eine Geschichte: „Ein Mensch will einen Berg besteigen…“, eine Parabel, die in der „Einleitung zur Unterweisung im Tonsatz“ von Paul Hindemith steht und die „über den Aufstieg des Menschen aus der Scheinwelt trügerischer Meinungen in die Wahrheit eigener Überzeugungen“ philosophiert.  „Der Wanderer erobere seine eigene Technik“! Der unliebsame Berg stehe symbolhaft für den Parnass des Menschen – der Weg des Menschen zu sich selbst im Zusammenklang mit seinen Mitmenschen – dies ist ihr Weg, dies ist unser Weg! „Wanderer, es gibt keinen Weg, Wanderer, deine Spuren sind der Weg: Du musst gehen“ (mittelalterliche Schriftzeile auf einer franziskanischen Klostermauer). Und an die Preisträger gerichtet: „Sie haben einen wichtigen Aussichtspunkt erreicht, jetzt gilt es weitergehen, nicht aufgeben, den Gipfel im Auge behalten, Vertrauen und Mut zum eigenen Weg haben!“ „Lassen sie uns weitergehen und so den höchsten Werten der Menschheit weiter dienen, lassen sie uns immer von neuem das Weitergeben lernen und mit der jungen Generation Zeichen der Hoffnung stiften. Der IIW hat einen Berg erstiegen!“

Und diese tiefgreifenden Gedanken des Professors wurden dann durch zwei traumhafte musikalische Meisterleistungen gewissermaßen noch unterstrichen. – Zunächst spielte die in Landshut geborene Carla Usberti gemeinsam mit der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach, mit der sie ohne Dirigenten „auskommen musste“, das Konzert D-Dur von Franz Anton Hoffmeister (1754-1812). Trotz des kleinen Blackouts, den sie aber super schnell überwunden hatte (auch das Orchester reagierte hervorragend!), war es ein wahrer Ohrenschmaus! Carla scheint mit ihrem Instrument förmlich „verwachsen“ zu sein. Mit ihrer ausgereiften Interpretation, ihrer gestalterischen Vielfalt und ihrem souveränen Spiel konnte sie das Publikum überzeugen und bekam für ihren Vortrag viel Beifall.

Der absolute Höhepunkt des Abends – nicht nur wegen des anspruchsvollen Werkes, sondern auch wegen der solistischen Leistung – war das Erlebnis des Violinkonzertes D-Dur op. 61 von Ludwig van Beethoven (1770-1827), gespielt von der erst 17jährigen Corina Deng aus Kanada und der Vogtland Philharmonie Greiz/Reichenbach unter der sehr souveränen und feinfühligen Leitung ihres Dirigenten Simon Edelmann.     Mit einer leidenschaftlichen Musikalität, wunderbarer Tongebung und Souveränität meisterte sie diese anspruchsvolle Musik. Während sie vor allem im 2. Satz mit einer sehr zu Herzen gehenden Interpretation das Publikum verzauberte, bringt sie im letzten Satz, der oft als Höhepunkt des Konzerts angesehen wird, alles zusammen: die Energie, die Virtuosität und die emotionale Tiefe. Bei ihr trifft der Ausspruch zu: Sie lebt die Musik! Oder frei nach Catarina Carsten: Sie macht nicht Musik! Sie ist Musik!  Ihre Interpretation des Violinkonzertes von Beethoven – ein unvergessliches Erlebnis! Langanhaltende Standing Ovation war der Lohn für diese außergewöhnliche musikalische Leistung.