Finale im Fach Kontrabass am 11. Mai 2023
Zurück zur Liste(gd) – Der 58. Internationale Instrumentalwettbewerb geht nun mit dem Finale in die letzte Runde des Faches Kontrabass. Drei junge Solisten hatten das ersehnte Finale erreicht. Dort mussten sie noch einmal ihr ganzes Können unter Beweis stellen, denn kein geringeres Werk als das Konzert Nr. 1 fis-Moll für Kontrabass und Orchester (Allegro moderato – Andante – Allegro con fuoco) von Giovanni Bottesini (1821-1889) stand auf dem Programm, ein ganz selten gespieltes, sehr anspruchsvolles Solokonzert. Begleitet wurden die Solisten von den Clara-Schumann-Philharmonikern Plauen-Zwickau unter der einfühlsamen Leitung ihres Dirigenten GMD Leo Siberski.
Beatrice Schwartner, Musikjournalistin bei MDR Kultur und bestens vernetzt mit dem Vogtland, moderierte diese Finalrunde in sehr erfrischender, lockerer Art.
Der Kontrabass ist das tiefste und größte gebräuchliche Streichinstrument und hatte zahlreiche Vorgänger mit unterschiedlichen Namen. Einer davon war der Violone (Bassvioline). Er hat ein weites Einsatzgebiet vom modernen Sinfonieorchester über den Jazz bis hin zum ursprünglichen Rock ’n’ Roll. Ein normaler Kontrabass hat vier Saiten. Im Sinfonieorchester werden auch Instrumente mit fünf Saiten eingesetzt, um den Tonumfang nach unten zu erweitern. Der Name Kontrabass leitet sich von der Kontra-Oktave ab, deren Töne mit dem Instrument erzeugt werden können.
Der Romantiker Giovanni Bottesini gilt als Paganini des Kontrabasses. Er prägte und revolutionierte das Kontrabass-Œuvre. Bottesini galt als der führende Kontrabass-Virtuose seiner Zeit.
Nur zufällig kam der aus Crema in der Po-Ebene stammende Musiker zum Kontrabass: Bei einem geigenden Priester an der Kathedrale seiner Heimatstadt hatte er eigentlich Violine und Viola erlernt, doch dann waren am Konservatorium in Mailand nur Studienplätze für Fagott und Kontrabass frei. Bottesini wählte das letztere Instrument und machte darauf so rasante Fortschritte, dass man ihn mit 18 Jahren zum Examen zuließ und für letzteres ein Preisgeld verlieh. Davon kaufte er sich jenen dreisaitigen Bass von Testore, auf dem er sein Leben lang spielte. Einen Großteil seiner Kompositionen hat er für dieses größte Streichinstrument geschrieben. Der ungarischen Kontrabassist Ödön Rácz: „Da habe man auch als ausgefuchster Profi immer wieder großen Respekt davor, mit dem Kontrabass quasi Geige zu spielen.“
Als erstes durfte Thomas Hong Yiu Lai sich dem solistischen Kräftemessen stellen. 1997 in Hongkong geboren, begann er im Alter von 4 Jahren seine musikalische Ausbildung am Klavier. 2013, also mit 16 Jahren bereits, bis 2019 studierte er Kontrabass an der Hochschule Luzern in der Klasse von Božo Paradžik. 2019 bis 2020 erhielt er weiterhin Unterricht bei Duncan McTier an der Zürcher Hochschule der Künste sowie 2020 bis 2022 an der Hochschule für Musik Nürnberg in der Klasse von Dorin Marc. Seit 2022 studiert er an der Hochschule für Musik Detmold in der Klasse von Stanislav Anischenko.
Er ist Preisträger mehrerer Wettbewerbe wie z. B. der ISB Double Bass Competition Age 14 And Under Division (USA).
Als Orchestermusiker war er bereits 2016/17 als Solobassist beim Göttinger Symphonie Orchester tätig. Aushilfstätigkeiten führten ihn u. a. zur Philharmonia Zürich und zu den Bamberger Symphonikern. Zurzeit ist er koordinierte Solo-Bassist der NDR Radiophilharmonie.
Für seine ausdruckstarke, recht introvertierte Interpretation dieses Konzertes mit großer Virtuosität, aber auch sanfter, einschmeichelnder Tongebung im 2. Satz bekam Thomas Hong Yiu Lai stürmischen Applaus. Obwohl sich das Orchester mit seinem Dirigenten hervorragend auf die Solisten eingestellt hat, ging leider die über große Strecken zurückhaltende Spielweise des Solisten im Orchesterklang häufig etwas unter! Es war aber auch wunderbar anzuschauen und anzuhören, mit welcher Hingabe Thomas diese Musik nachempfand und förmlich lebte!
José Trigo war Kandidat Nr. 2, der sich der Herausforderung stellen durfte. Er wurde 1997 in Portugal in eine musikalische Familie hineingeboren und begann im Alter von 11 Jahren Kontrabass bei Alexandre Samardjiev zu lernen. Nach dem Abitur schrieb er sich an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim ein, wo er bei Petru Iuga studierte und 2019 seinen Bachelor-Abschluss machte.
In verschiedenen Meisterkursen, wie z.B. bei Janne Saksala, Ödön Rácz, Stanislav Anischenko, Gunars Upatnieks, erhielt er weitere entscheidende Impulse für seine musikalische Arbeit.
Bereits während seines Studiums sammelte er Orchestererfahrung u.a. als Mitglied des European Union Youth Orchestra, des Gustav Mahler Jugendorchesters und als Gast im Orquestra Gulbenkian, dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt.
In der Saison 2018/19 nahm er an der Orchesterakademie des WDR Sinfonieorchesters in Köln und des Chamber Orchestra of Europe teil. Er ist 1. Preisträger bei mehreren Wettbewerben wie z.B. dem Eixo Atlantico oder Serge Koussevitzky International Competition, nachdem er bereits den 2. Preis beim VII. Bottesini International Competition und den 2. Preis beim J. M. Sperger-Wettbewerb errang.
José Trigo ist seit April 2019 Mitglied des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks und hat 2022 seinen Master an der Hochschule für Musik Nürnberg bei Dorin Marc abgeschlossen.
Ein bekannter Kontrabassbauer aus Markneukirchen beschrieb diese Performance des Portugiesen: Er spiele mit einer „beängstigenden Perfektion“! Mit einer Leichtigkeit und klarer, ausdruckstarker Tongebung bewältigte er die schwierigsten Passagen, ließ im Satz 2 sein Instrument singen und zeigte auch im 3. Satz große Virtuosität und Werkverständnis.
Moritz Magnus Tunn, 1999 in Berlin geboren, war dann der Dritte und auch Jüngste im Bunde. Mit vier Jahren erhielt er Cello-Unterricht, später kam dann noch das Klavier hinzu. Mit elf Jahren wechselte er zum Kontrabass und wurde zunächst von Alexander Adelmann unterrichtet. In dieser Zeit gewann Moritz Tunn bereits Preise beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert und dem Michelangelo Musikwettbewerb und sammelte erste Orchester-erfahrungen mit dem Jugendsinfonieorchester des Georg-Friedrich-Händel Gymnasiums, der Deutschen Streicherphilharmonie sowie im Landes- und Bundesjugendorchester.
Nach dem Abitur 2017 nahm er im Herbst des gleichen Jahres das Kontrabass-Studium in der Klasse von Prof. Frithjof-Martin Grabner an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig auf. Seit dem Wintersemester 2018/19 ist er als Student an der Hochschule für Musik Nürnberg eingeschrieben, wo er von Prof. Dorin Marc und Prof. Michail-Pavlos Semsis unterrichtet wird.
Er ist Mitglied in der Jungen Deutschen Philharmonie und dem Gustav Mahler Jugendorchester. Viele Konzertreisen führten ihn u.a. auch nach Brasilien, Taiwan, Russland, Dänemark, Österreich, Frankreich und Italien.
Darüber hinaus trat Moritz Tunn als Solist mit dem Haydn-Kammerorchester im Gewandhaus Leipzig auf, wo er das Konzert in h-Moll von G. Bottesini spielte.
Orchestererfahrungen sammelte er u.a. in der Deutschen Oper Berlin, der Sächsischen Staatskapelle Dresden und den Bamberger Symphonikern. Seit April 2022 ist Moritz Tunn Akademist in der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker und wird von Matthew McDonald unterrichtet. Er ist Preisträger des Internationalen Johann Matthias Sperger Wettbewerbs für Kontrabass 2022.
Moritz begann sein Spiel sehr überzeugend, doch kleine Konzentrationsschwächen trübten mitunter etwas den Gesamteindruck. Im 2. Satz konnte er sein gutes Werkverständnis, seine starken klanglichen Ausdruckmöglichkeiten und seine bereits große musikalische Reife unter Beweis stellen.
Nach einer intensiven Beratung, in der es sich die neun Juroren mit der Entscheidungsfindung nicht leichtgemacht haben, wurde das Ergebnis durch den Präsidenten Prof. Julius Berger, der sich noch einmal für die gute Organisation des Wettbewerbes und für die gute Arbeit der Juroren bedankte, bekanntgegeben:
1. Preisträger: José Trigo (Portugal)
2. Preisträger: Thomas Hong Yiu Lai (Honkong)
3. Preisträger: Moritz Magnus Tunn (Deutschland)
Allen Preisträgern die herzlichsten Glückwünsche und weiterhin viel Erfolg in ihrer künstlerischen Laufbahn.