„Trompetenglanz und Orchesterzauber“ - Konzert des Blasochesters Markneukirchen

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(gd) Das Motto dieses Konzertabends klingt nach einem wirklich beeindruckenden und vielfältigen musikalischen Erlebnis! Das Programm mit Titeln wie "Einzug der Gladiatoren", "Leningrad", "Hinterm Horizont" und "Just a Gigolo" bot eine schöne Mischung aus klassischen, populären und jazzigen Klängen.

Gewissermaßen im „fliegenden Wechsel“ standen gleich zwei Dirigenten vor dem Orchester: Olaf Wolfram und Florian Walther. Diese Abwechslung tat dem Gesamteindruck des musikalischen Abends keinen Abbruch, im Gegenteil!

Nach der traditionellen Fanfare der Vogtländischen Musiktage wurden die Zuhörer mit dem bekannten Marsch „Einzug der Gladiatoren“ von Julius Fučik sofort unter Hochspannung gesetzt. Obwohl bei einigen schnellen Läufen das Orchester nicht immer im Einklang war, tat es dem mitreißenden Gesamteindruck keinen Abbruch.

Eine recht schmissige Musik wurde im Anschluss vom Solisten des Abends, dem ehemaligen Markneukirchner Gerd Fischer, geboten. Der in Markneukirchen aufgewachsene Trompeter gab sein erstes Solokonzert im Alter von 14 Jahren zusammen mit dem Sinfonieorchester Markneukirchen. "50 Jahre später genau heute … wird er zusammen mit dem Blasorchester sein allerletztes Solokonzert spielen und den Kreislauf somit schließen", sagte die Moderatorin des Abends, Hanna Voigt. Fischer war Preisträger beim IIW 1986 und Mitglied verschiedener bedeutender Orchester Deutschlands (Münchner Symphoniker, Leipziger Gewandhausorchester und Sinfonieorchester des MDR). Mit Der Dessauer, auch Alter Dessauer genannt, wurde das Publikum in die Zeit Leopold I. von Anhalt-Dessau zurückversetzt. Bereits bei der Schlacht bei Turin 1706 soll der Marsch bei seinem Einzug in die Stadt gespielt worden sein. Der Dessauer zeichnet sich durch ausgefeilte Trompetensoli aus, die kontrastreich vom Orchester begleitet wurden.

Die Komposition Welt in Farbe (Thiemo Kraas) entstand 2019 im Stil einer Singer-Songwriter-Ballade. Der Gesangstext spricht von Liebe und Vertrauen, vom Mut, die Welt in ihrer Vielfalt zu schauen. Eine überzeugende Gesangsinterpretation von Lilly Menzel machte die bunte Welt wohl für alle sichtbar!

Ein musikalisches Highlight folgte mit Leningrad, ein Lied des US-amerikanischen Singer-Songwriters Billy Joel, das er schrieb, nachdem er einen russischen Clown namens Victor Razinov kennengelernt hatte, den er 1987 auf seiner Tournee in der Sowjetunion traf. Das Lied vergleicht wichtige Zeitabschnitte aus Joels und Razinows Leben und vermittelt eine Atmosphäre von Nostalgie, Schmerz und Hoffnung. „Leningrad“ ist ein wunderschönes Lied, das zum Nachdenken über Vergangenheit, Gegenwart und die menschliche Erfahrung anregt. Mit einem herrlichen Sound und einfühlsamen Spiel gelang es dem Orchester unter der Leitung von Florian Walter der nachdenklichen, emotionalen Stimmung des Originals von Billy Joel gerecht zu werden. Kräftiger Applaus der Zuhörer war der verdiente Lohn.

Natürlich darf in einem Blaskonzert eine zünftige Polka nicht fehlen und so erklang "Böhmische Liebe", eine Polka für Blasorchester des Tiroler Komponisten Mathias Rauch. Sie eroberte in kürzester Zeit die Herzen der Blasmusikfreunde. Eine wunderschöne Polka, die von dem langjährigen Gesangsduett des Orchesters, Sabine und Jürgen Kaiser, und den Blasmusikern mitreißend dargeboten wurde.

Der nächste Programmpunkt war Das Albumblatt vom Bad Brambacher Komponisten Gustav Ploß. Mit einem wunderschönen Trompetenklang gab Gerd Fischer gemeinsam mit den Musikern des Blasorchesters einen Einblick in dieses Albumblatt und jeder Zuhörer konnte seinen Gedanken darüber freien Lauf lassen. Diese einschmeichelnde Interpretation durch den Solisten ließ erahnen, was auf diesem Albumblatt stand.

Mit einem sehr ausgewogenen Klang des Orchesters und den drei überzeugenden Solisten Uwe Meinel (Trp.), Nico Bliesener (Sax.) und Georg Dvořak (Pos.) wurde der 1. Teil des Konzertes mit Horizont beendet. Udo Lindenberg schrieb diesen Song in einem Hotelhochhaus in Timmendorfer Strand, in dem er einen weiten Blick auf den Horizont hatte. Im Songtext spricht die Hauptfigur eine Person offenbar nach einer Trennung oder anderen einschneidenden Ereignissen an: „Wir war’n so richtig Freunde für die Ewigkeit / Das war doch klar / Haben die Wolken nicht gesehen am Horizont / Bis es dunkel war / Und dann war’s passiert / Hab es nicht kapiert / Ging alles viel zu schnell / Doch zwei wie wir / Die können sich nie verlier’n!“ Ein stimmungsvoller Ausklang des 1.Teiles!

Und nach der Pause ging es dann gleich mit Schwung weiter: Die heimliche „Nationalhymne“ Markneukirchens – der Markneukirchner Musikantenmarsch - animierte das Publikum zum Mitklatschen und erzählte den nicht Ortskundigen, was diese Stadt für die Neikirgner bedeutet. Albrecht Herrmann, der diesen Marsch komponierte, war übrigens der erste Trompetenlehrer unseres Solisten Gerd Fischer – wie sich doch so mancher Lebenskreis schließt…!

Ein weiterer Höhepunkt in diesem Konzert war ohne Zweifel das konzertante Orchesterstück Kansas von Jean-Pierre Haeck, das dem Orchester ein hohes Maß an Konzentration und musikalisches Einfühlungsvermögen abverlangte. Dieses Werk ist eine faszinierende Reflexion über die amerikanische Kultur und die Weite des Mittleren Westens. Haeck lässt auf eindrucksvolle Weise die Landschaft, die Menschen und die Geschichte Kansas lebendig werden. Es ist ein musikalischer Blick auf eine Region, die oft nur als Fleck auf einer Landkarte gesehen wird, aber in Haecks Betrachtung zu einem Symbol für Freiheit, Sehnsucht und Veränderung wird.    

Nach dem Zungenbrecher von Willy Liebe, der die Virtuosität und die instrumentalen Fähigkeiten des Trompeters Gerd Fischer zeigte, erklang das Chancon "Hymne à l'amour“ aus dem Jahr 1949 mit Texten von Edith Piaf und Musik von Marguerite Monnot. Es wurde an Piafs Geliebten und die Liebe ihres Lebens geschrieben, den französischen Boxer Marcel Cerdan.  Am 28. Oktober 1949 kam Cerdan – auf dem Weg zu ihr nach New York - beim Absturz von Air-France-Flug 009 ums Leben. Diese Art von Gesang liegt wohl Lilly Menzel, denn sie konnte mit ihrer sehr einfühlsamen Interpretation dieses Chancons das Publikum zutiefst ansprechen und bekam zu Recht viel Beifall.

Just a Gigolo ist ein bekanntes Lied, das ursprünglich von Irving Caesar geschrieben wurde und sich zum angloamerikanischer Pop- aber auch als Jazzstandard etablierte. Das Lied erzählt die Geschichte eines Mannes, der als Gigolo arbeitet und dabei seine Gefühle und seine Situation reflektiert. Es ist ein zeitloses Stück, das sowohl musikalisch als auch textlich viel zu bieten hat und oft mit einem Hauch von Melancholie und Nostalgie verbunden wird. Georg Dvořak gelang es recht locker, einfühlsam vom Orchester begleitet, diesen jazzigen, melancholischen Charakter des Liedes mit seiner Posaune umzusetzen.

Nach dem Walzer Gold und Edelstein von P. Werlin, gesungen von den Kaisers, erklang die brandneu (2024) erschienene Polka von Peter Leitner – Grenzenlos. Die Melodien der Polka „sind nicht nur bloße Melodien, sondern vielmehr ein Ausdruck tiefster - grenzenloser - Hingabe und Leidenschaft zur Musik“. Mit dieser Polka ist Peter Leitner ein wahrhaftes Wunderwerk gelungen. Man spürte auch förmlich die Spielfreude der Musiker, die vom Dirigenten Olaf Wolfram noch zu Höchstleistungen „angetrieben“ wurden.

Nach der Abmoderation durch die junge Hanna Voigt, die recht locker und souverän durchs Programm führte und so manch interessante Information in ihre Ansagen mit einstreute, erklang noch – passend zur späten Stunde – der Mitternachtsblues von Franz Grothe (1908-1982). Er zählt zu den bedeutendsten Komponisten der deutschen Film- und Unterhaltungsmusik. Mit seinen Erfolgsmelodien für Film, Bühne, Schallplatte und Fernsehen, die bis heute populär geblieben sind, spielte er sich über ein halbes Jahrhundert hindurch in die Herzen der Menschen. Die 1956 entstandene Instrumentalkomposition „Mitternachtsblues" entwickelte sich zu seinem größten internationalen Erfolg und erreichte 1958 den Status eines Millionensellers. Gerd Fischer wurde dieser berühmten Komposition mit seinem ausdrucksvollen Trompetenspiel in vollem Umfang gerecht und verzauberte die Zuhörer.

Das Blasorchester der Stadt Markneukirchen hat wieder einmal gezeigt, welch großes Potenzial in diesem Klangkörper steckt, und die Zugabe "Echo der Liebe" rundete das Konzert perfekt ab. Insgesamt war es ein unvergesslicher Abend voller musikalischer Highlights!

Zum Schluss liegen sich der Dirigent des Blasorchesters Markneukirchen, Olaf Wolfram, und der Solist des Abends, Gerd Fischer, in den Armen. Das Konzert unter dem Titel "Trompetenglanz und Orchesterzauber" hielt, was es dem Publikum versprach. Ein musikalischer Abend, der wohl noch lange in den Herzen der Zuhörer nachschwingen wird.