Vom Kaiserwalzer bis zur Rockbühne - Neujahrskonzert 2025
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(gd) – Am 11. Januar 2025 fand in der Musikhalle Markneukirchen ein bemerkenswertes Konzert als musikalischer Einstieg in das neue Jahr statt. Protagonisten dieses wunderbaren musikalischen Spektakels waren die Musiker des Sinfonieorchesters Markneukirchen unter der bewährten Leitung seines Dirigenten Matthias Spindler, die vogtländische Coverband Karo mit den Vollblutmusikern Carolin (voc.), Gix (voc./keyb), Lars (drums), Tino (voc./bass), Martin (guit./voc.) und Murchi (alias Matthias) (voc./guit.) und dem Moderator Martin Voigt, der es wortgewandt verstand, mit viel Esprit, Charme und Witz, aber auch in nachdenklichen Tönen, die vollbesetzte „Hütte“ durchs Programm zu führen.
Mit dem Kaisermarsch bereitete das Sinfonieorchester allen Anwesenden einen „wahrlich royalen Empfang“. Der Kaisermarsch (WWV 104) von Richard Wagner (1813-1883) ist ein patriotischer Marsch, der anlässlich der Gründung des Deutschen Reichs am 18. Januar 1871 geschrieben wurde.
Bürgermeister Toni Meinel freute sich auf den musikalisch schwungvollen Start ins neue Jahr und begrüßte die Ehrengäste. Sein großer Dank galt all den Mitwirkenden und Helfern auf, hinter und vor der Bühne, an der Garderobe und an der Bar, die zum Gelingen dieses traditionsreichen Konzertes beigetragen haben.
„Was wird das neue Jahr wohl bringen“ – mit dieser etwas bangen Frage blickte er in die nähere Zukunft unseres Landes und der Stadt Markneukirchen. Was ist aus der Begeisterung, dem „unverkrampften Patriotismus“ während der Fußball-EM geworden? Der graue Alltag sei schnell wieder eingezogen durch politische Maßnahmen, die für viele scheinbar unverständlich sind.
Es gäbe aber auch Grund zur Zufriedenheit und Freude, betonte Toni Meinel und wies auf viele verwirklichte Projekte und verbesserte Lebensbedingungen in Markneukirchen hin. Unsere Stadt soll ein Ort sein, „in dem man gerne wohnt und arbeitet… gerne seine Freizeit und seinen Lebensabend verbringt“. Die Erfüllung der gesamten Vorhaben 2025 könne nur gelingen, „wenn wir unsre Ziele gemeinsam angehen“! Er dankte allen, die ihre Ideen, ihre Tatkraft, ihren Elan in unsere Stadt einbringen, die Verantwortung für ihre Umwelt, ihren Wirkungskreis übernehmen. „Denn Markneukirchen, das sind wir, jeder einzelne! Für ein friedliches Miteinander kommt es auf uns alle an!“
Und dann kam der Komponist zu Ton, dessen Musik wohl in keinem Neujahrskonzert fehlen darf: Johann Strauß (1825-1899) – der Walzerkönig. Richard Wagner selbst, Kollege und Bewunderer von Strauß, „verlieh“ ihm diesen Titel. Die pure Walzerseligkeit erfüllte nun den Saal mit dem Kaiserwalzer (op.437). Das Orchester brillierte mit einem ausgewogenen Klang und beschwingter Musizierweise.
Martin Voigt übernahm dann die Regie und führte die Zuhörer in seiner charmanten Art mit manch einem Bonmot durch das Programm. Wie zum Beispiel, dass man 2025 den 200. Geb. Johann Strauß‘ musikalisch begehe, und deshalb Werke des Komponisten erklingen, und „…das Orchester will auch den ganzen Schwarm mit ihm verwandter Kompositeure bemühen, die ganze Straußenherde also…“
Und was dann folgte, waren vier weitere musikalische Beispiele für die Tanz– und Unterhaltungsmusik aus der Wiener Zeit eines Johann Strauß‘. Nacheinander erklangen, vom Orchester meisterlich musiziert, die Pizzicato-Polka von Johann und Joseph Strauß, der Pizzicato-Walzer von Carl Millöcker, die Hofballtänze zum einen von Joseph Lanner (Erfinder des Wiener Walzers) und zum anderen von Johann Strauß. Für das Publikum eine kurze Gelegenheit, gedanklich in das gesellschaftliche Leben dieser Zeit einzutauchen.
Beim Erklingen dieser beiden Pizzicati hätte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören können, die Zuhörer hielten förmlich den Atem an. Ein Bravissimo für Dirigent und Orchester!!
Mit Blick auf das treue Markneukirchner Publikum müsse man den Vergleich mit dem Wiener Neujahrskonzert keineswegs scheuen, meinte Martin Voigt in seiner zweiten Moderation. Es ist einfach nur schön zu sehen, wie in einem vollbesetzten Haus junge und ältere Menschen gemeinsam einem Neujahrskonzert lauschen!
Nach dem „Verlassen von Kaiserwalzer und Co.“ bat der Moderator nun die Stargäste – die Musiker der Band Karo – auf die Bühne.
Man könne sich hier im „Obervogtland als geneigte Kulturkonsumenten in jeder Musikrichtung auf gewisse Institutionen verlassen“. In der sinfonischen Musik „macht unser Sinfonieorchester ganz halbweechs Geschick nan“, und für die Rockmusik gibt es die Bands „Nobody“, mit der das Orchester bereits vor einigen Jahren ein Neujahrskonzert gestaltete, oder „Karo“, die seit 2007 in unseren Breiten „bei Partys oder Hüttengaudies nicht mehr wegzudenken ist“. Schön, dass Karo „bei der Einladung des Sinfonieorchesters nicht gezögert hat, hergekommen ist, um dem Neujahrskonzert ein paar besondere und unvergessliche Noten hinzuzufügen“.
Eine „große Portion südlicher Sonne“ tut in diesen kalten und trüben Tagen der Seele gut, und so spielte Karo zu Beginn dieses Blocks ein Italiano Medley, ein Strauß von Italo-Hits, die wohl fast jeder noch im Ohr hat. Diese Thematik aufnehmend, ließ das Orchester dann von Max Oscheit (1880-1923), einem Berliner Komponisten und Violinisten, eine Paraphrase über das populäre neapolitanische Lied „O sole mio“ erklingen.
Wer kennt es nicht, das US-amerikanisches Folk-Rock-Duo „Simon and Garfunkel“, die einen völlig neuen Stil in die Popmusik einfließen ließen. Ein Paul Simon Medley mit vier der besten Songs war dann zu hören – eine Einladung zum Träumen.
Als krönender Abschluss vom ersten Teil des Konzertes erklang das Lied der Klaus-Renft-Combo „Als ich wie ein Vogel war“. Ein Lied, das die Sehnsucht nach Freiheit zum Ausdruck bringt, und von Martin Voigt und dem Orchester in überzeugender Weise dargeboten wurde. Mit dem mitreißenden Song „Looking for freedom“, gecovert von Karo, ging es dann in die Pause.
Nach der Sekt-oder-Selters-Pause erklang das Lied der US-amerikanischen Sängerin Gloria Gaynor aus dem Jahr 1978, „I will survive“, das das Publikum gleich wieder auf „Betriebstemperatur“ brachte.
Mit „A Salute to Richard Rodgers“ verbeugte sich das Orchester vor einem Künstler, der gleich mit allen vier großen Preisen der US-amerikanischen Unterhaltungsindustrie ausgezeichnet wurde – Emmy, Grammy, Oscar und Tony Award. Ab den 1920er Jahren war Richard Rodgers bis zu seinem Tode 1979 nicht mehr von den musikalischen Bühnen des Broadways wegzudenken. Mit „Oklahoma“ bis „Sound of Music“ – The Best of Richard Rodgers – präsentierte unser Sinfonieorchester ein wunderbares Medley in typisch amerikanischem Stil.
Eleanor Rigby von den Beatles, das in der Originalversion 1966 für das Album „Revolver“ entstand, wurde in einer Koproduktion Orchester/Band, die diesen Titel extra für dieses Konzert in ihr Repertoire aufgenommen hat, zu einem weiteren Höhepunkt des Abends.
Aus der US-amerikanischen Filmbiografie über den Zirkuspionier P. T. Barnum, The Greatest Showman, von Michael Gracey erklangen die schönsten Melodien. Der Musicalfilm kam 2017 in die Kinos.
Ein emotionaler Höhepunkt und eine weitere Reminiszens an die DDR-Rockmusik erklang mit dem von Orchester und Karo-Band wunderbar vorgetragenen Song „Wer die Rose ehrt“ (Klaus Renft Combo), der 1971 entstand. Es ging wohl jedem unter die Haut und hat in vielen Zuhörern Erinnerungen geweckt. Der Texter Kurt Demmler kehrte mit diesem Lied nach ca. 60 Jahre zum Sinfonieorchester Markneukirchen zurück, mit dem er damals selbst schon auf der Bühne stand.
Das vom Sinfonieorchester hervorragend interpretierte Stück Miss Saigon war ein weiterer Glanzpunkt im Programm. Als ein „Stich ins Herz“ wird dieses Musical von Alain Boublil und Claude-Michel Schönberg ob des tragischen Verlaufs oft bezeichnet.
Nachdem Martin Voigt sich bei allen Mitwirkenden bedankt hat, und Blumen überreicht wurden, stimmten beide Klangkörper „eine der größten Rockhymnen“ an: „Simply the best“. „Interpretiert von einer der eindrucksvollsten Powerfrauen in der Musikgeschichte – Carolin!“ Und die Musikhalle rockte…!
Als Zugabe spielte Karo dann noch den bekannten DDR-Hit „Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael“, und das Orchester verabschiedete sich traditionell mit dem Radetzky-Marsch op.228 von Johann Strauß (Vater).
„Vielen Dank, dass ihr für uns und mit uns Musik gemacht habt!“ Diesen Worten Martin Voigts kann man sich nur anschließen. Ein Dank ging auch an die vielen Helfer, ohne die solch eine Veranstaltung nicht möglich wäre, und an Katrin Geipel vom Blumenhaus Am Roten Markt für die Blumendekoration.
Es war ein Neujahrskonzert, in dem das Publikum wahrlich aus dem Häuschen geriet, und das wohl noch lange in den Zuhörern nachklingen wird! Und es wird schwer, dieses im nächsten Jahr noch zu toppen!
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