„…Wenn der Töne Zauber walten…“ - Eröffnungskonzert am 9. Mai 2025
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(gd) Diese Worte Christoph Kuffners aus dem Text der Chorfantasie von Beethoven sagen eigentlich alles über das bemerkenswerte Sinfoniekonzert am Abend des 9. Mai 2025 aus! Ein war Fest der Musik!
Aber der Reihe nach: Nach der traditionellen Wettbewerbsfanfare von Gerhard Paul begrüßte unser Bürgermeister Toni Meinel die zahlreichen Zuhörer und die Ehrengäste, Vertreter aus Kultur und Politik, wie z.B. Klingenthals Oberbürgermeisterin Judith Sandner und Prof. Julius Berger, Präsident des IIW für Saiteninstrumente.
Herr Meinel hob hervor, dass der Internationale Instrumentalwettbewerb nicht nur für die über Jahrzehnte gewachsene Bedeutung der Musik unserer Region stehe, sondern auch für den unerschütterlichen Fleiß und die Leidenschaft, mit der Generationen von Künstlerinnen und Künstlern dieses Erbe weitertragen. „Die hochkarätige Jury ist erneut Beweis für die Bedeutung dieses Wettbewerbes.“
Er dankte allen Förderern dieses musikalischen Ereignisses, der Presse und den zahlreichen Instrumentenmachern, die Anlass gaben, dass solch ein internationaler Wettbewerb vor 60 Jahren ins Leben gerufen wurde.
Er wies auf die jahrhundertalte Tradition des Instrumentenhandwerkes hin und auf die im Musikwinkel ansässigen ca. 100 Werkstätten und Manufakturen, deren Erzeugnisse weltweite Anerkennung fänden.
Der heutige Wettbewerb sei ein lebendiger Beweis dafür, wie eng sich Tradition und Innovation verflechten, er zeigt, dass sich wahre Musikkunst immer wieder neu erfindet und ist nicht nur ein Wettstreit der Klänge, sondern auch eine Feier des kulturellen Austausches. „Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt kommen hier zusammen, um ihr Können unter Beweis zu stellen, voneinander zu lernen und durch ihre Darbietungen Brücken zwischen den unterschiedlichsten Kulturen zu schlagen.“
Studierende, Fachleute und Musikliebhaber fänden hier einen Ort der Begegnung, an dem die Tradition mit der Moderne in den Dialog tritt. Der Wettbewerb sei nicht nur Schaufenster für Technik und Virtuosität, er sei ein Ort des Miteinanders, an dem die jungen Talente die Chance erhalten, sich mit erfahrenen Künstlern und untereinander auszutauschen.
Seine abschließenden Gedanken richten sich an die jungen Teilnehmer: „Mit jedem Instrument, das Sie stimmen und mit jeder Melodie, die Sie spielen, schreiben Sie ein Stück neue Geschichte mit, Sie tragen dazu bei, dass der Zauber der Musik niemals verklingt!
Lassen Sie ihre Musik sprechen und berühren sie damit die Herzen der Zuhörer, seien Sie mutig, experimentierfreudig und vor allem authentisch! Viel Erfolg und Inspiration und Freude an der Musik. Mögen die Einzelnen Darbietungen in den Herzen der Menschen einen positiven Eindruck hinterlassen!“
Natürlich dankte er den Förderern und Unterstützern, wie z.B. dem Kulturraum Vogtland-Zwickau, dem Landkreis, der Stadt Markneukirchen, der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, der Volksbank Vogtland-Saale-Orla eG, der Merkur Privatbank, der eins energie sachsen, dem Autohaus Schüler und der Chursächsischen Veranstaltungs GmbH.
Ein Dank ging natürlich auch an das unermüdliche Organisationsteam, ohne dessen Engagement und Leidenschaft ein solches traditionsreiches Ereignis alljährlich in einem solch strahlenden Rahmen nicht stattfinden kann.
Es ging einem das Herz auf, als dann viele junge Menschen die Bühne betraten, um gemeinsam mit dem Sinfonieorchester Markneukirchen und der jungen Pianistin Nele Hufenbach (14) die Fantasie für Klavier, Chor und Orchester in c-Moll op. 80 von Ludwig van Beethoven aufzuführen. Es war überwältigend, mit welch einer Begeisterung und Hingabe jeder Musiker – ob Chor, Orchester oder Solistin – dieses wunderbare Werk darboten. Nele Hufenbach – obwohl sie ja schon eine junge Dame ist – kann man mit einem Wunderkind vergleichen. Nach den ersten Takten, in denen man noch etwas die Aufregung spürte, spielte sie ihren Klavierpart mit viel Leidenschaft und im völligen Einklang mit dem stimmgewaltigen Chor und dem von Matthias Spindler souverän geleiteten Orchester und begeisterte alle Zuhörer. Was da an Esprit und Musikalität von der Bühne kam – da kann man nur noch sagen: A la bonne heure!! Eine großartige musikalische Interpretation! Es gab wohl kaum einen Zuhörer im großen Saal, den diese Darbietung der Musik nicht berührte!
Und diese musikalische Qualität wurde vom Orchester fortgesetzt mit der Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21, ebenfalls von Beethoven. Sie ist ein beeindruckendes Werk, das die Kraft und das Potenzial eines Laienorchesters auf wunderbare Weise zum Ausdruck bringt. Obwohl die Musiker keine Profis sind, gelingt es ihnen unter der einfühlsamen Leitung ihres Dirigenten, die Energie und den Geist der Sinfonie überzeugend zu vermitteln. Die Aufführung strahlt eine musikalische Begeisterung aus, die den Zuhörer mitnimmt und die Freude am gemeinsamen Musizieren spürbar macht.
Der erste Satz beginnt mit einem energischen und lebhaften Thema, das das Orchester mit viel Enthusiasmus präsentiert. Die Musiker zeigen große Freude beim Spielen, die Dynamik und die Stimmung der einzelnen Instrumentengruppen vermitteln den Eindruck, dass alle mit Herzblut bei der Sache sind.
Der zweite Satz ist ruhiger und melodischer. Das Orchester schafft eine angenehme, fast träumerische Atmosphäre. Es ist schön zu hören, wie die Musiker im Orchester zusammen musizieren und mit viel Feingefühl und Musikalität eine wunderbare zarte Stimmung erzeugen.
Die Musiker haben offensichtlich Spaß daran, den Tanzcharakter dieses 3. Satzes zu vermitteln und das spürt man auch beim Zuhören. Es ist eine fröhliche und energiegeladene Darbietung.
Der letzte Satz ist kraftvoll und triumphal. Das Orchester zeigt viel Engagement, um die festliche, pulsierende Stimmung einzufangen. Die Darbietung wirkt lebendig und motiviert, und ich muss gestehen, dass ich das Orchester selten in einer solchen Spielfreude, Harmonie, Ausstrahlung und Musikalität erlebt habe!
Nach der Pause zog dann Prof. Julius Berger, nicht nur ein exzellenter Musiker sondern auch ein sehr tiefsinniger Philosoph und Feingeist, das Publikum mit seinen Worten in den Bann:
„Unser Eröffnungskonzert berührt mich sehr. Ich denke an Kurt Masur, der dieses Orchester dirigiert hat und unseren Wettbewerb uneingeschränkt unterstützte. Ich bin sehr dankbar, dass Christian Tiedemann das heute ebenso tut. Unser Orchester ist ein Orchester der Musikliebhaber Markneukirchens, in dem die Leiterin des Wettbewerbes Flöte spielt. Heute unterstützen das Konzert der Chor des Gymnasiums Markneukirchen und die junge und fabelhafte Pianistin Nele Hufenbach.“
Er betonte, dass Markneukirchen bzw. der Musikwinkel in das immaterielle Kulturerbe aufgenommen wurde und dieser Ort weltweit die kleinste Stadt für einen der wichtigsten internationalen Wettbewerbe und Mitglied in der Vereinigung internationaler Wettbewerbe in Genf ist.
„Hier in Markneukirchen werden Werte bewahrt, die wir von meinen Vorgängern Manfred Scherzer und Peter Damm übernommen haben. Respekt der inneren Haltung gegenüber – kein Eingehen auf Moden, nicht gefallen, sondern bewegen soll Musik. Das klingt altmodisch, in Wahrheit handelt es sich aber um immer bleibende Werte. Davon kann unser Ehrengast berichten – wir begrüßen den 2. Preisträger des Instrumentalwettbewerbes 1952 im Fach Violine, Herrn Rudolf Schmidt, vielen Dank, dass Sie unter uns sind! Herr Schmidt, ich wurde schon gefragt, ob Sie als Teilnehmer oder als Zuhörer kommen!“ Ein herzlicher Beifall brandete auf.
Der IIW suche Preisträger, die Maßstäbe setzen, junge Menschen mit Mut. Der irische Staatsmann Edmund Burke (1729- 1797) hat gesagt: "Die einzige Voraussetzung für den Triumph des Bösen ist, dass gute Menschen nichts tun und schweigen". Mozart und Beethoven sind nicht auf der Welle der Geschichte mitgeschwommen, und in unserer Zeit sind es auch viele Künstler die Zeichen setzen oder gesetzt haben. Dies könne nur derjenige tun, der seine eigene Stimme gefunden hat, der das unverwechselbare Andere in sich zulässt. Der Wettbewerb will eben diese Kräfte stärken. Künstler sein bedeute Lebensaufgabe und äußere sich nicht in der Anzahl von Likes in der Medienwelt.
„Das Beste der Musik steht nicht in den Noten…“, sagte Gustav Mahler. Und der Komponist Wilhelm Killmeyer schrieb mir einmal: „Ihre Interpretation wird mir Aspekte meines Werkes offenbaren, die ich selber noch nicht kenne.“
„Ein Wettbewerb ist kein Abhaken von richtig oder falsch, ein Wettbewerb öffnet die immer wieder überraschende Entdeckungsreise in das Innere eines Menschen. Ein Wettbewerb versucht das zu evaluieren, was man mit den Augen nicht sieht und mit Worten nicht fassen kann. Ein Wettbewerb unterstützt ein Anderssein, wenn es im Dienst der großen Meisterwerke steht. Rainer Maria Rilke – seine Worte sind Musik und er dichtet über die Musik.
Musik: Atem der Statuen. Vielleicht:
Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen
enden. Du Zeit,
die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen.
…
Du Fremde: Musik. Du uns entwachsener
Herzraum. …
Freuen wir uns, dass Markneukirchen eine Insel dieser Werte sein darf! Die Fackel dieser Werte möge leuchten in einer Welt, die die Orientierung verloren hat. Dafür steht der IIW!
Die Sinfonia Concertante für vier Bläser in Es-Dur KV 297b ist ein Meisterwerk, das die Virtuosität und den feinen Klang der Solisten auf beeindruckende Weise präsentiert, sie bildet den würdigen Abschluss dieses großartigen musikalischen Abends.
Die Solisten (Cristina Gómez Godoy, Oboe; Patrick Hollich, Klarinette; Achille Fait, Horn, David Spranger, Fagott) waren allesamt Preisträger vergangener Markneukirchner Wettbewerbe und überzeugten mit ihrer technischen Brillanz und ihrer sensiblen Interpretation, wodurch die Dialoge zwischen den Instrumenten eine lebendige und nuancierte Wirkung hatten. Besonders die harmonische und dynamische Balance zwischen den Stimmen und die klare Artikulation lassen die Vielschichtigkeit des Werkes deutlich hervortreten. Die musikalische Kommunikation zwischen den Solisten und dem Orchester ist beeindruckend und zeigt die hohe Professionalität und das musikalische Verständnis.
Das Orchester begleitete die Solisten sehr einfühlsam und gab den Solopartien Raum, sich zu entfalten. Die Darbietung strahlte eine große Leidenschaft für die Musik aus und war ein echtes Highlight. Es war eine Freude, solch eine hochkarätige Aufführung zu erleben, die die Zuhörer mit ihrer musikalischen Ausdruckskraft begeisterte.