Preisträgerkonzert des Internationalen Instrumentalwettbewerb 2023
Zurück zur Liste(gd) – Die Musikfreunde feiern in diesem Jahr den 150. Geburtstag des großen deutschen Komponisten Max Reger. Und so kam es nicht von ungefähr, dass die Gewinnerin des ausgelobten Max-Reger-Preises für die beste Interpretation der Aria op.103a von Max Reger, die Cellistin Ziyang Zhao aus China, in gewohnter Weise sehr einfühlsam begleitet von Prof. Andreas Hecker, das Preisträgerkonzert einleitete. „Inhaltsloses Getue ist mir ein Greul“, soll Reger gesagt haben. Doch was hier in den Tagen des Wettbewerbes abgelaufen ist, war alles andere als inhaltsloses Getue – das war Musikinterpretation auf höchstem Niveau! Und das konnte man bereits bei diesem ersten Vortrag hören. Eine sehr innige, ausdruckstarke Spielweise der jungen Chinesin begeisterte das Publikum.
Beatrice Schwartner, die – wie bereits die beiden Finalrunden – auch an diesem Abend in kompetenter, aber auch amüsanter Weise moderierte, brachte zunächst in einer kurzen Schilderung ihre Hochachtung vor den großen Leistungen des Organisationteams zum Ausdruck. Aber auch ein Lob an das „unglaublich konzentrierte, aufmerksame Publikum“, verbunden mit dem nicht ganz ernst gemeinten Wunsch, doch öfters mal nach Leipzig ins Gewandhauskonzert zu kommen, war von der freien Mitarbeiterin, Moderatorin und Musikjournalistin bei MDR KULTUR zu hören!
Toni Meinel, Bürgermeister der Musikstadt Markneukirchen, ergriff dann das Wort: „Musik ist eine Weltsprache, die keiner Übersetzung bedarf.“ – Das konnte man wieder erleben in den vergangenen Tagen des Wettbewerbes! Das Preisträgerkonzert sei der krönende Abschluss einer ganzen Reihe von „hervorragender Musik in den zurückliegenden 8 Tagen“, wie z.B. das Konzert des städtischen Blasorchesters zusammen mit dem Chor des Gymnasiums Markneukirchen, das Eröffnungskonzert des Sinfonieorchesters oder natürlich die beiden Finalrunden.
Die überdurchschnittlich hohen Leistungen der jungen Musiker machten es den Juroren nicht immer leicht, ihre Entscheidungen zu treffen. Und so ging ein Dank an die hochkarätigen Jurys unter der bewährten Präsidentschaft von Herrn Prof. Berger, „die in den vergangenen Tagen eine gewaltige Arbeit geleistet haben“. Man konnte ein „großartiges Musikfest erleben“, das natürlich ohne die freiwillige Arbeit vieler Bürger dieser Stadt und ohne die finanzielle und materielle Hilfe vieler Institutionen und Firmen der Region nicht möglich gewesen wäre! Er freue sich bereits auf das kommende Wettbewerbsjahr mit den Instrumenten Oboe und Posaune!
Die Worte des Bürgermeisters wurden im Anschluss gewissermaßen vom 3. Preisträger im Fach Violoncello, Tzu-Shao Chao (Taiwan) noch unterstrichen. Er brachte, begleitet wiederum von Prof. Hecker, ein Pflichtstück aus der 3. Runde, die Sonate für Klavier und Violoncello C-Dur op. 102/1 von Ludwig v. Beethoven (1770-1827), zu Gehör. Wie viele seiner „Spätwerke“ löste auch diese Cellosonate bei den Zeitgenossen Irritation und Befremden aus. Zu kapriziös wirkte sie, zu eigenwillig und zu streng. Sie sei „beim ersten Hören ohnmöglich (zu) verstehen“, schrieb der Mannheimer Kapellmeister Michael Frey. Diese Sonate gehört zu jenen Werken, die Beethoven im Stil einer „freien Fantasie“ entworfen hat, wie in der „Mondscheinsonate“, also ein spätes Pendant zu jenen Improvisationen, mit denen er als junger Pianist seine Wiener Zuhörer begeisterte. Der Solist zog alle „Register“ seines Könnens und seines Instrumentes und kommunizierte in wunderbarer Weise mit dem Klavier.
Aber auch der Drittplatzierte im Fach Kontrabass, Moritz Tunn (Deutschland) stand seinem Vorgänger in nichts nach! Er ließ, feinfühlig begleitet von Zsuzsa Bàlinth, in der Sonate a-Moll „Arpeggione“ von Franz Schubert (1797-1828) – eine „Perle der Kammermusik“– sein Instrument förmlich singen! Schuberts sogenannte “Arpeggione-Sonate” verdankt ihren eigenartigen Namen einem heute vergessenen Instrument, das man in Wien seinerzeit als “Bogen-Guitarre” oder “Guitarre-Violoncell” bezeichnete. Der Arpeggione hatte sechs Saiten in Gitarrenstimmung mit Bünden, wurde aber “nicht mit den Fingern gezupft, sondern mittelst eines Bogens gestrichen”.
Prof. Julius Berger (sein Name ist Wärme und Herzlichkeit(!)) zog das Publikum mit seiner kurzen Rede in den Bann: „Hier in diesem Saal … überkam mich nicht selten die Erinnerung an mein eigenes Ringen in meiner Jugend … und musste an die vielen Erlebnisse denken, die ich in Markneukirchen hatte.“ Natürlich fand Prof. Berger auch wieder ein kleines Gedicht, das zu diesem Preisträgerkonzert passt!
Heinrich Heine
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Knospen sprangen,
Da ist in meinem Herzen
Die Liebe aufgegangen.
Im wunderschönen Monat Mai,
Als alle Vögel sangen,
Da hab ich ihr gestanden
Mein Sehnen und Verlangen
„Die Zeit des Mai“, so Berger, „scheint mir wie ein Sinnbild für unseren Wettbewerb“ – „die Entfaltung der Knospen, vereint mit Hingabe und Liebe im Herzen! Wenn Musik so erblüht, dann spricht sie zum Herzen, von Herzen zu Herzen…“ „Ich danke jeder Teilnehmerin, jedem Teilnehmer dafür, ich danke unseren herausragenden Preisträgern. Der Preis in Markneukirchen soll ihnen Hilfe und Stütze sein auf ihrem so hoffnungsvollen Weg!“
Natürlich bedankte auch er sich bei der Wettbewerbsleitung für die herausragende Arbeit – „die Begegnung mit Carola Schlegel verbreitet stets Zuversicht, Freude, Freundlichkeit und höchste Kompetenz – mehr geht nicht!“ Auch jedes Mitglied der Jury verdiene eine besondere Würdigung, wie auch Prof. Joseph Schwab, „der auch dieses Jahr als Juror unter uns tätig war, wie vor 50 Jahren! Er hat diesen Wettbewerb wie kein anderer mutig und mit großem Geschick in schwierigen Zeiten geprägt. Es ist sein Verdienst, dass vor 50 Jahren das Fach Violoncello zum ersten Mal eingeführt wurde … die Cellowelt hat ihm so viel zu verdanken!“
Prof. Berger gratulierte allen zu diesem großartigen Wettbewerb, „der im wunderschönen Monat Mai Zeichen setzt, Zeichen der Völkerverständigung, Zeichen des Friedens, Zeichen für eine bessere Welt“. Dafür dankte er allen Bürgern der Stadt Markneukirchen.
Nach diesen so freudvollen Worten des Präsidenten des IIW für Saiteninstrumente erklangen dann ernstere Töne aus dem Violoncello des Zweitplatzierten Gustaw Bafeltowski aus Polen. Er spielte, gemeinsam mit Prof. Hecker am Klavier, den 5. Satz „Louange à l’Éterné de Jésus“ („Lobpreis der Ewigkeit Jesu“) von Olivier Messiaen (1908-1992) aus Quatuor pur la fin du temps. Die Uraufführung des kompletten Werkes fand im Lager in Görlitz am 15. Januar 1941 vor ca. 400 Kriegsgefangenen statt, der Komponist, selbst Kriegsgefangener, übernahm den Klavierpart. Mit einer wunderbaren, feinfühligen Tongebung führten uns beide Musiker die deprimierende Situation in solch einem Kriegsgefangenenlager vor Augen.
Mit dem „absoluten Muss für jeden Kontrabassisten“, dem Capriccio di bravura von Giovanni Bottesini (1821-1889), bewies Hong Yiu Thomas Lai aus Hongkong, wie virtuos man auf einem Kontrabass spielen kann! Ein sehr kontrastreiches Musikstück, in dem der Solist brillieren konnte! Souverän am Flügel begleitet wurde er von Zsuzsa Bàlint.
Nach der Pause, in der zum einen die zahlreichen Preise an die Gewinner überreicht wurden, und zum anderen die Zuhörer vom Bürgermeister zu einem Gläschen „Sekt oder Selters“ eingeladen wurden, erklangen dann die beiden großen Konzerte.
Zum einen von Joseph Haydn (1732-1809) das Konzert für Violoncello und Orchester Nr. 2 D-Dur, bravourös und beseelt vorgetragen vom Sieger des Wettbewerbes im Fach Violoncello Vilem Vlcek (Tschechische Republik), und zum anderen Giovanni Bottesinis Konzert Nr. 1 für Kontrabass und Orchester fis-Moll, das vom Sieger im Fach Kontrabass, José Trigo (Portugal), mit großer Souveränität und Ausdrucksstärke zu Gehör gebracht wurde und das Publikum begeisterte. Beide Solisten wurden von den einfühlsam spielenden Clara-Schumann-Philharmonikern unter der souveränen Leitung von GMD Leo Siberski begleitet und erhielten langanhaltenden Beifall.
Was da an Esprit und Musikalität von der Bühne kam – da kann man nur noch sagen: A la bonne heure!!