„Musik verbindet“

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(gd) – Unter diesem Motto fand am 10. Mai 2022 das traditionelle Konzert unseres Blasorchesters Markneukirchen zum Internationalen Instrumentalwettbewerb statt – in diesem Jahr allerdings als gemeinsames Wohltätigkeitskonzert mit dem Heeresmusikkorps Veitshöchheim. Dieses Motto wird immer wieder bestätigt, wenn sich Musiker aus aller Welt, mit den unterschiedlichsten Weltanschauungen und Religionen zum friedlichen Wettstreit treffen. Da wird es einem dann umso schmerzlicher bewusst, wie sinnlos und menschenverachtend solch ein Krieg, wie er in der Ukraine leider tobt, ist.

Bürgermeister Rubner gab in seinen kurzen Begrüßungsworten seiner Freude Ausdruck, „einen ganz besonderen Klangkörper begrüßen zu können“ und dankte den Musikern der Deutschen Bundeswehr für ihr Kommen. Der Erlös aus diesem Konzert soll zum einen der Jugendarbeit des Blasorchesters Markneukirchen und zum anderen der Diakonie Auerbach, die mit der Aktion „Vogtland hilft“ den Opfern der Flutkatastrophe im Ahrtal und nun auch den Flüchtlingen aus den Kriegsgebieten in der Ukraine unbürokratisch hilft, zugutekommen.

Den ersten Teil des Programms bestritt das Heeresmusikkorps Veitshöchheim. Es ist seit 1962 im „Herzen Mainfrankens“ zu Hause und will „mit Liebe zur Musik die Zuschauer begeistern“. Das Orchester musiziert bei militärischen Anlässen und Feiern ebenso wie bei Benefizkonzerten; es spielt Traditionsmärsche, klassische sinfonische Blasmusik, Filmmusik, Rock, Pop oder auch Swing.

Der musikalische Leiter dieses hervorragenden Klangkörpers, Oberstleutnant Roland Kahle, begrüßte seinerseits das „volle Haus“ und zeigte sich zufrieden, dass „nach langem, langem Anlauf“ – das gemeinsame Musizieren mit dem BO Markneukirchen war bereits vor über drei Jahren geplant – dieses Konzert endlich realisiert werden konnte.

Eröffnet wurde der musikalische Teil des Abends mit drei Titeln des amerikanischen Komponisten und Dirigenten John Towner Williams (*1932):  Olympic Fanfare and Theme, Jurassic Park Theme und The Raider’s March. Der mehrfache Oscar- und Grammy-Preisträger zählt zu den weltweit bekanntesten, erfolgreichsten und einflussreichsten Filmkomponisten. Er arbeitete mit Regisseuren wie Steven Spielberg, George Lucas und Alfred Hitchcock zusammen. Ebenso komponierte er die Musik zu den ersten drei Filmen der Harry-Potter-Reihe.

Diese Klangpracht, die instrumentale Ausgewogenheit, die gestalterische Vielfalt sowie die rhythmische Exaktheit des Bundeswehrorchesters waren einfach beeindruckend!

Äußerst gewagt für ein Blasorchester war der nächste Titel, der 1. Satz aus der Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven (1770-1827), gemeinsam gespielt von Hauptfeldwebel Eugen Knittel (Klavier) und dem Heeresmusikkorps. Für diese sehr stimmungsvolle Komposition des Frühromantikers Beethoven war der Klangcharakter eines Blasorchesters einfach zu massiv. Eine Zuhörerin meinte: „Das war aber ein gewaltiger Mond!“

Mit The Legend of Maracaibo von Jose Alberto Pina Picazo (*1984 in Spanien) ging es dann weiter. „Ein intenses Musikstück, das vor Energie sprüht und eine perfekte Wiedergabe der Seeschlacht bei Vigo (Spanien)“ nach mehr als 300 Jahren beinhaltet. Gewissermaßen eine sinfonische Dichtung, denn musikalisch konnte man, vom Orchester hervorragend in Szene gesetzt, die Legende des mit Gold beladenen und gesunkenen spanischen Schiffes nachvollziehen.

Das sehr einfühlsame und exzellent von Hauptfeldwebel Mathias M. Müller vorgetragene Trompetensolo Manhattan, Saturday des englischen Komponisten Philip Allen Sparke (*1951) bildete einen wunderbaren Kontrast zum vorherigen Musikstück.

Der Viktoriamarsch, ein deutscher Armeemarsch, von Emil Neumann (1834-1901) beendete den 1. Teil des Konzertes.

Den zweiten Abschnitt dieses musikalischen Abends gestaltete dann das Blasorchester Markneukirchen unter der bewährten Leitung von SMD Dr. Enrico Weller und Jochen Krebs.

Natürlich erklang hier als erstes die Fanfare des IIW von Gerhard Paul.

Über Ludwig van Beethoven und Blasorchester in einem Atemzug schreiben zu wollen, ist wohl recht schwierig. Mit Ludwig! – A Symphonic Portrait hat der Amerikaner James L. Hosay (*1959), der als Komponist bereits große Erfolge verbuchen konnte, den Versuch gewagt, Beethoven und Blasorchester zu verbinden. Dieses Werk sollte eigentlich zum 250. Geburtstag Beethovens 2020 vom Markneukirchner Orchester aufgeführt werden, doch wegen Corona gab es dazu keine Gelegenheit, und so gratulierte das Blasorchester, wie der Dirigent und locker plaudernde Moderator Dr. E. Weller meinte, gewissermaßen nachträglich zum Geburtstag. Ein interessantes Musikstück, in dem von den Musikern gekonnt typische Motive Beethovenscher Musik zu Gehör gebracht wurden.

Wer kennt sie nicht: la môme piaf de Paris (der kleine Spatz von Paris)? Édith Piaf (1915-1963) ist auf das engste verbunden mit dem französischen Chanson. Ihre Interpretationen von Chansons und Balladen machten sie weltberühmt und ihr Gesangsstil schien die Tragödien ihres Lebens widerzuspiegeln. Zu ihren größten Erfolgen gehören „La vie en rose“, „Milord“ und „Non, je ne regrette rien“.

Das  Édith Piaf! – Medley, arrangiert von Albert Miles, erinnert an diese großartige Chansonette, und Lilly  Menzel, Flötistin und Sängerin des BO Markneukirchen, stellte einige ihrer Welterfolge überzeugend in Originalsprache vor.

Der König der Löwen – sowohl ein herrlicher, abendfüllender Zeichentrickfilm als auch ein wunderschönes Musical.  Aus diesem Broadway-Musical von Elton John und Tim Rice spielte dann das Blasorchester das von John Higgins arrangierte Medley. Eine beeindruckende Interpretation, die von den solistisch auftretenden Instrumenten bzw. Instrumentengruppen verstärkt wurde.

 „Ring, ring“ – das Debütalbum der schwedischen Pop-Gruppe ABBA war der nächste Programmpunkt, und Jochen Krebs übernahm den Dirigentenstab von Dr. Enrico Weller. Mit diesem Titellied des Albums ließ uns Lilly Menzel (auch hier in Originalsprache!), unterstützt von Sabine und Jürgen Kaiser, zusammen mit dem Orchester, noch einmal in die Zeit der 1970er Jahre eintauchen.

Ein musikalisches Potrait James Last (1929-2015), arrangiert von Frank Pleyer, erinnerte an den großen deutschen Bandleader, Komponisten, Arrangeur und Musikproduzenten. Er prägte mit seinem 40-köpfigen Orchester den „Happy Sound“, mit dem er ab 1965 rund zwei Jahrzehnte lang große Erfolge feierte.

Und dann kamen die vielen Fans der Polka- und Marschmusik endlich auf ihre Kosten und das Publikum taute auf! Es wurde mitgeklatscht, und so manches Bein zuckte im Rhythmus der Marschmusik. Nach dem Polka-Lied Es muss nicht für immer sein von Ernst Mosch, gesungen von Sabine und Jürgen Kaiser, erklang dann vor dem großen Finale noch der Marsch Viribus Unitis (Mit vereinten Kräften). Dieser Ausspruch steht sowohl für einen Wahlspruch Kaiser Franz Joseph I.,  einen Namen eines Schlachtschiffes der österreichisch-ungarischen Marine als auch für einen Marsch von Johann Strauss Sohn, op. 96 (1851), und er ist der Titel eines Militärmarsches von Josef Bach (1979), der mit diesem Motto überleitet zum gemeinsamen Finale, in dem sich die Musiker beider Orchester auf der Bühne versammelten – es wurde ziemlich eng! – und dem Motto des Abends und dem Titel des zuvor gespielten Marsches Viribus unitis gerecht wurden.

„Musik verbindet“ – ein Marsch, komponiert von Klaus Rustler und dirigiert von Oberstleutnant Kahle, der auch hier wieder das nun gewaltige Orchester in beeindruckender Manier führte, war gewissermaßen der „Anfang vom Ende“.

Es folgte ein „fliegender Wechsel“ des Dirigenten, und Jochen Krebs übernahm die Stabführung  beim „Laridah“, einem deutschen Militärmarsch, der von Max Hempel während des 1. Weltkrieges 1917 in der Nähe von Reims komponiert wurde.

Mit dem traditionellen Markneukirchner Musikanten-Marsch von Albrecht Herrmann – am Dirigentenpult SMD Dr. Enrico Weller – wurde gemeinsam mit den Gesangssolisten noch einmal auf den „Ort des Geschehens“ hingewiesen und dieses sehr abwechslungsreiche Programm beendet. Zusammen mit den beiden von den begeisterten Zuhörern „erzwungenen“ Zugaben – Imagine von John Lennon und Amacing grace (Wunderbare Gnade), eine weltbekannte Melodie (die sogenannte New Britain), die erstmals in einem Gesangbuch 1831 auftauchte – war es ein überwältigender Abschluss dieses wohl noch lange in Erinnerung bleibenden Konzertabends.